Die multimodale Schmerztherapie setzt sich aus verschiedenen Behandlungsansätzen zusammen - medizinisch, physiotherapeutisch, psychologisch und ernährungsphysiologisch. Leider spielt diese Art der Therapie in der Behandlung von Endometriose noch eine untergeordnete Rolle. Aufgrund der oft verzögerten Diagnosestellung oder von Rezidiven (Rückfall) habe Betroffene mit Endometriose ein hohes Risiko chronische Schmerzen zu entwickeln. Typisch ist, dass dann die Schmerzen auch unabhängig von der Endometriose weiter bestehen. Eine Schmerztherapie nach Operationen ist oft nicht ausreichend und sollte durch eine multimodale Schmerztherapie ergänzt werden.
Man nutzt dabei den Effekt, den Bewegung, die Psyche, die Ernährung und andere Aspekte auf den Schmerz haben können. Oft ist es sinnvoll bei chronischen und schwer behandelbaren Beschwerden dieses umfassende Behandlungsprogramm durchzuführen. Manche Betroffene entwickeln auch psychosomatische Symptome und sind aufgrund der Einschränkungen im Alltag anfälliger für Depressionen.
Betroffene, die an Endometriose leiden, haben meist einen langen Leidensweg hinter sich. Oft dauert es mehrere Jahre, bis die Diagnose gestellt wird und somit vergehen Jahre ohne Therapie. Daher leiden viele Betroffene bereits bei Diagnosestellung schon unter chronischen Schmerzen. Auch wenn eine Diagnose früh gestellt wird, ist die Rückfallrate sehr hoch. Ziel der multimodalen Schmerztherapie ist nicht nur die Schmerzlinderung, sondern auch, dass die Betroffenen lernen, wie sie Einfluss darauf nehmen und ihre Selbstwahrnehmung erhöhen können. Dabei ist es wichtig, die Maßnahmen langfristig durchzuführen und dem Körper die Zeit zu lassen sich auf die Therapie einzustellen. Der Therapiezeitraum erstreckt sich über mehrere Wochen und kann als ambulante, aber auch als stationäre Behandlung in speziellen Schmerztherapiezentren erfolgen. Um ein optimales Ergebnis zu erzielen, sollten die angewendeten Verhaltensänderungen auch in den Alltag mit eingebunden werden.
Endometriose ist eine sehr facettenreiche Erkrankung. Diese zu verstehen hilft bei der Akzeptanz und Einordnung in das eigene Leben und kann somit zu einem besseren Therapieergebnis führen. Wichtig ist es auch zu verstehen, dass es psychologische Erklärungen für Schmerzen gibt. Eine multimodale Schmerztherapie geht nie davon aus, dass Schmerzen „nur eingebildet sind“.
Die klassische Behandlungsmethode von Schmerzen ist die medikamentöse Therapie, doch die alleinige Gabe von Medikamenten ist bei chronischen Schmerzen selten erfolgreich. Bei akuten Beschwerden, etwa nach einer Operation, ist die Gabe von Medikamenten sinnvoll, um chronische Schmerzen zu vermeiden. Der richtige Umgang mit Schmerzmedikamenten kann zusammen mit einer multimodalen Schmerztherapie zur Schmerzlinderung beitragen.
Mit Physiotherapie kann man nicht nur die endometriosebedingten Schmerzen lindern, die Beweglichkeit fördern, sondern sie kann auch positiv auf Organsenkungen und oder Blasenschwäche wirken. Die Schmerzen strahlen oft auch in andere Bereiche des Körpers aus und die dadurch verursachten Fehlhaltungen belasten zusätzlich.
Wichtig ist, dass der Therapeut, die Therapeutin sich Zeit für die Anamnese nimmt, um individuell auf die Schmerzen eingehen zu können.
Sport und gezielter Muskelaufbau sind bei chronischen Schmerzen ebenso wichtig wie Bewegung. In schmerzfreien Zeiten sollte der Becken- und Rückenbeweglichkeit eine größere Aufmerksamkeit geschenkt werden, da dies schmerzlindernd und durchblutungsfördernd wirken kann. Schmerzen und Beweglichkeit können mit Hilfe von Physiotherapie verbessert werden, wenn auch in manchen Fällen nur vorübergehen.
Mit den Auswirkungen von Endometriose, den damit verbundenen Schmerzen und Einschränkungen kann das psychologische Wohlbefinden stark leiden. Vielleicht bleiben auch wichtige Lebensziele (Kinderwunsch, Partnerschaft) auf Grund der Krankheit versagt. Daher ist es nicht selten, dass Betroffene häufig an Depressionen oder Angsterkrankungen leiden. In diesen Fällen kann der psychologische Ansatz in der mulitmodalen Schmerztherapie hilfreich sein.
Osteopathie
Eine osteopathische Behandlung kann chronische Schmerzen bei Endometriosebetroffenen erfolgreich lindern. Mit Hilfe der ganzheitlichen Heilmethode werden manuell die normalen Funktionen und die Beweglichkeit der Organe wieder hergestellt, indem man versucht die Verwachsungen und Blockaden im Körper zu lösen und dabei die Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Dies kann eine deutliche Verbesserung der chronischen Beschwerden bewirken.
Erste Studien belegen die Wirksamkeit von Osteophatie bei Endometriose-Beschwerden.
Bei der sakralen Modulation wird versucht die Sakralnerven, welche die Funktion von Blase und Enddarm steuern, in der Schmerzwahrnehmung durch leichte elektronische Impulse zu beeinflussen. Hierbei wird eine Sonde in die Nähe des Sakralnervs implantiert. Diese Methode wird noch untersucht und auf Grund der Invasivität aktuell nur bei schwierig therapierbaren Schmerzen eingesetzt. Erste Pilotstudien im Zusammenhang mit Endometriose haben allerdings vielversprechende Ergebnisse gezeigt.
Dieses Prinzip basiert auf der Herzschrittmacher-Therapie und besteht auch in einzelnen Komponenten aus einer seit Jahren bewährten Technologie.
Die Ernährung spielt für viele Endometriosepatient*innen eine große Rolle. Vielen hilft es, als Teil der ganzheitlichen Therapie ihre Ernährungsgewohnheiten genauer zu betrachten und gegebenenfalls anzupassen. Da sich die Endometriose auf den Darm auswirken kann, leiden viele Betroffene unter Verdauungsproblemen. Ebenso hat die Endometriose Auswirkungen auf das Immunsystem, was wiederum Allergien und Lebensmittelunverträglichkeiten zur Folge haben kann. Dies sollte bei Verdacht unbedingt medizinisch abgeklärt werden. Leider ist auch hier die Individualität jedes einzelnen gegeben, so dass man keine eindeutigen Empfehlungen aussprechen kann.
Es gibt kein richtig oder falsch. Dem einen hilft eine vegetarische Ernährung, anderen glutenfreies Essen und wieder andere haben keinerlei Probleme mit, dem was sie essen.
Um das Wohlbefinden zu steigern, wird generell zu einer gesunden und ausgewogenen Ernährung geraten.
Akupunktur ist Teil der traditionellen chinesischen Medizin und zeigt bei der Behandlung von chronischen Schmerzen eine hohe Wirksamkeit. Hierbei werden mit Akupunkturnadeln Reize in sogenannte Triggerpunkte gesetzt und damit kann man muskuläre und fasziale Verhärtungen lösen. Durch das Einstechen der Nadeln an den Akupunkturpunkten werden sogenannte Reflexbögen im Rückenmark aktiviert, die Schmerzen in ihrer Intensität und Dauer reduzieren können.
Meditation und Achtsamkeitsübungen wirken tiefenentspannend und fördern gleichzeitig die Konzentration. Hierbei handelt es sich um eine Schulung des Geistes. Durch gezielte Übungen wird versucht das Hier und Jetzt wahrzunehmen, also mit allen Sinnen den aktuellen Moment zu erleben, ohne sich ablenken zu lassen. Klingt einfach ist es aber nicht. So stören Gedanken, Grübeleien oder Geräusche die Konzentration.
Mit der Verankerung im Hier und Jetzt reduziert sich die Belastung unmittelbar und es stellt sich nach und nach das Gefühl der inneren Ruhe ein. Das Achtsamkeitstraining beschäftigt sich mit den Fragen der Gegenwart, wie zum Beispiel: Was kann ich in diesem Moment tun, damit es mir besser geht?
Bei der Schmerzbewältigung werden spezielle Übungen zur Wahrnehmung in Form von Phantasiereisen oder der Wahrnehmung angenehmer Körperstellen durchgeführt. Achtsamkeit und Meditation unterstützen die Schmerzbewältigung und das Wohlbefinden.